Die Freiwillige Feuerwehr Oelzschau wurde im Jahr 1922 gegründet.
Die Feuerwache befindet sich in der Straße der Feuerwehr 8 in Oelzschau. Die Wehr ist mit drei Fahrzeugen ausgestattet, einem LF 10/6, einem LF 16-TS und einem TLF 16. Der TLF 16 ein Sachsenring 4000 versieht seit 1959 seinen Dienst und zählt somit zu den ältesten aktiven Einsatzfahrzeugen der Region.
1922, das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Oelzschau.
So einmalig diese Wehr – so besonders das Löschauto. Schaulustige glaubten am Ostermontag ihren Augen nicht, als die Oelzschauer Wehr beim Großbrand in einer Espenhainer Recyclingfirma mit dem Sachsenring 4000 vorfuhr. Immerhin bringt es der kultige S 4000, Baujahr 1959, auf so viele Lenze, dass er sich inzwischen dicke einen Platz in der Alters- und Ehrenabteilung verdient hätte. Doch getreu dem Motto „Wer rastet, der rostet!“ gönnt sich der Oldie keine Verschnaufpause – und war einmal mehr der große Star.
Der Oelzschauer Ortswehrleiter lobt den Nobel-Hobel in den höchsten Tönen und verrät auch gleich sein Geheimrezept: „Wir streicheln ihn jeden Tag. Regelmäßig geht er zum Bremsencheck und alle zwei Jahre zum TÜV. Er ist topfit, ächzt noch lange nicht – auch wenn er sechs Kameraden und 2000 Liter Wasser huckt.“ Sobald der Alte am Brandort eintrifft, heißt es immer sofort
„Feuer frei“ oder besser „Wasser marsch“. Möglich ist das mit dem auf das Dach montierten Wasserwerfer: „Noch ein Souvenir der DDR-Neuererbewegung. Damals tüftelten wir nicht nur an einer batteriebetriebenen Sirene, die bei Stromausfall heulte, sondern auch an besagtem Wasserwerfer. Zwei Mann reichen: Einer steht oben auf dem Dach, der andere bedient die Pumpe – fertig“. Einige Alterskammeraden können sich noch gut an die Sternstunde erinnern, als die Leipziger Berufsfeuerwehr auf W 50 umstieg und der S 4000 daher von der Westwache direkt nach Oelzschau überführt wurde: „Das war eine echte Sensation. Im ganzen Kreis Borna hatten wir nur drei Tanklöschfahrzeuge. Natürlich waren wir stolz wie Oskar.“
Die Oelzschauer Feuerwehr ist schließlich nicht irgendwer. Seit es Straßennamen im 600-Seelen-Dorf gibt, führt die „Straße der Feuerwehr“ am schmucken Gerätehaus vorbei.
Nicht etwa nur ein lapidares Spritzenhaus, sondern ein ganzer Gebäudekomplex, unter anderem mit Mehrfamilienhaus, Großgarage, Kegelbahn und Saal für bis zu 90 Personen. „Zur Jahreshauptversammlung ist die Hütte immer gerammelt voll. Dann kommen unsere Leute mit Partner. Das ist ein Erlebnis – mit Büffet, Musik und Tanz“, schwärmt der Ortswehrleiter.
Geselligkeit wird bei der Truppe großgeschrieben.
Die 1922 gegründete Oelzschauer Wehr ist stolz auf das Erreichte. Daher bestanden die Kameraden 2016 auch darauf, einige ihrer Heldentaten der Nachwelt zu übermitteln: „Der Kirchturm wurde um vier Meter erhöht. In dem Zusammenhang musste man auch die Turmkugel abnehmen. Die Gelegenheit war günstig, sie zu öffnen und noch ein paar Fakten mit beizulegen“, sagt Herr Engelmann. Er galt lange nicht nur als bester Feuerwehrkampfsportler des Dorfes, sondern der ganzen Republik: „1978 wurde ich DDR-Meister im Sturmleitersteigen. Aber ich will mich nicht selber loben.
Wir Oelzschauer waren überhaupt sehr erfolgreich: Alle fünf Gruppenstafetten im Bezirk Leipzig konnten wir gewinnen, dazu Löschangriffe, die Viermal-100-Meterbahn, die Fünfmal-100-Meterbahn, die 100-Meter-Hindernisbahn und so weiter. Häuser überwinden, Schwebebalken, Kriechhindernis, Eskaladierwand, Feuer löschen – wir waren immer vorne mit dabei.“
Wiederholt durften sich die Oelzschauer mit dem Titel „Beste Feuerwehr des Kreises Borna“ schmücken, 1974 wurden sie sogar als „Beste Feuerwehr des Bezirkes Leipzig“ mit einer Wanderfahne ausgezeichnet. Der Erfolg liegt der Truppe bereits in den Genen. Schon die Altvorderen konnten auf Bezirksebene punkten, gewannen 1957 den begehrten Wanderpreis. Die Superlative waren in Oelzschau jedoch nie ausschließlich männlich: seit 1962 gehörte eine 23-köpfige aktive Frauenlöschgruppe, zur damals ersten und mitgliederstärksten des ganzen Landes. 1978 standen auch sie ihren Mann, als die Scheune der LPG, früher Gut Schneider, in Flammen stand. Im selben Jahr wurden sie sogar DDR-Vizemeister.
Auf Frauen setzt der Ortswehrleiter auch heutzutage. Er kann sich
einen Dienst ohne das schöne Geschlecht gar nicht mehr vorstellen: „Unsere Mädels sind die gute Seele der Wehr. Sie backen Kuchen, kochen Kaffee, sorgen für die perfekte Tischdeko – so wie erst letztens am Ostersonntag, als wir für die Kinder des Dorfes bunte Eier am Rodelberg versteckten und anschließend im Gerätehaus weiterfeierten.“ Zwar stelle Oelzschau mit 56 Kameraden, darunter 31 Einsatzkräften, die zahlenmäßig stärkste Wehr der Stadt Rötha. Dennoch sei es wichtig, beizeiten für Nachwuchs zu sorgen – der Jugendfeuerwehr gehören derzeit sechs Kinder an, so der Wehrleiter.
Die Familie spielte in den Oelzschauer Reihen schon immer eine entscheidende Rolle. Als die Wehr 1958 unter ihrem damaligen Leiter das neue Gerätehaus mit entsprechenden Wohnungen baute, kamen dort ganze Feuerwehrfamilien unter. Vom Vater über die Mutter bis hin zu den Kindern – alle waren sie bei der Wehr. Einer wohnt in besagtem Gebäudeensemble noch heute direkt über der Kegelbahn: „Feuerwehrleute als direkte Nachbarn des Gerätehauses – eine perfekte Lösung! So waren wir immer sofort einsatzbereit.“ Der Bau des Komplexes sei damals eine Riesenleistung gewesen. Es habe Materialmangel bestanden: „Sämtliche Ziegelsteine und Balken stammten aus Abrisshäusern von Dörfern, die der Braunkohle zum Opfer gefallen waren.“ Der Wehrleiter ist stolz darauf, dass 2001 und 2008 mit der Sanierung von Spritzen- und Gerätehaus begonnen werden konnte, die inzwischen abgeschlossen ist. „Und das bei laufendem Betrieb. Denn immer wieder rückten wir auch bei Hochwasser der sonst eher sanft dahinfließenden Gösel aus.“
Sein Vater war es zudem, der den S 4000 all die Jahre fuhr – mit einiger Muskelkraft, denn das Auto verfügt über keine Lenkhilfe. Der jetzige Alterskamerad kümmerte sich als Gerätewart in besonderer Weise um das gute Stück und hielt es immer am Laufen. „Wie? Ganz einfach: Pflege, Pflege und nochmals Pflege.“ Der olle Sachsenring sei Gold wert, gerade um einen Erstangriff zu fahren: „Das Löschwasser ist sofort verfügbar. Dadurch gewinnen wir Zeit, die wir brauchen, um die Schläuche vom Fahrzeug bis zum Hydranten zu verlegen“, sagt der Ortswehrleiter. Und benennt eine weitere Besonderheit: „Früher hatte der S 4000 noch kein Martinshorn, also behalf man sich mit einer Klingel, die an der Motorhaube befestigt ist. Daher hörte sich das Signal im Ernstfall wie eine Schulglocke an, die gar nicht mehr aufhören wollte zu bimmeln.“